
Zeitungsartikel: Hugo Boss Award 2006
Ich habe den Hugo Boss Award gewohnnen! kijko war wieder in der Zeitung. Lest selbst:
Bei Boss hinter die Kulissen blicken
Der Berufsberater hat ungläubig gefragt: „Damenschneiderin wollen Sie werden?“ Kopfschüttelnd fügte er hinzu: „In diesem Beruf wird gar nicht mehr ausgebildet.“ Das Gespräch ist zehn Jahre her. Wenn Jenny Haas-Wohlhüter könnte, würde sie dem Berater von damals gern erklären, was sie heute ist. Damenschneiderin nämlich und außerdem eine der Siegerinnen beim Hugo-Boss-Fashion-Award 2006.
Die inzwischen 28-Jährige aus Winterspüren hat sich damals nicht beirren lassen. Sie ließ sich trotzdem zur Damenschneiderin ausbilden. „Erst hatte ich mir überlegt, etwas Soziales zu machen, wie Sozialpädagogik oder Psychologie, habe mich dann aber doch für die Mode entschieden“, blickt sie zurück. Dass das der richtige Weg war, weiß sie spätestens seit diesem Frühjahr. Denn im November vergangenen Jahres hatten 20 Studierende des Abschlusssemesters der Staatlichen Modeschule in Stuttgart mit ihren Recherchen begonnen, unter ihnen Jenny Haas-Wohlhüter. Das Modeunternehmen Hugo Boss hatten einen Wettbewerb ausgeschriebenen: „Paris/Moskau für Herbst/Winter 2006/07“. Ende Januar wurden die Preisträger bekannt gegeben. Die Winterspürerin landete auf Platz drei.
Besonders gefallen hat den Preisrichtern ihre Mappe. Sie nannte sie „Geschwisterliebe“ und spann eine Geschichte um ihre Modeentwürfe: Ein Bruder und eine Schwester, die getrennt in Paris und Moskau aufwachsen und kaum etwas voneinander wissen. Sie machen sich auf die Suche nacheinander und finden sich schließlich. In Jenny Haas-Wohlhüters Entwürfen trägt der Mann legere Kleidung, im Gegensatz zu den verspielten, aber doch eleganten Damenkleidern, die die angehende Designerin im Moskau des kommenden Winters erwartet. Aber auch die Genauigkeit in ihren technischen Zeichnungen überzeugte die Jury und veranlasste sie, der jungen Frau ein Preisgeld von 500 Euro zu überreichen und ein viermonatiges Praktikum zu vermitteln im Hugo Boss-Konzern in Metzingen.
Bis Jenny Haas-Wohlhüter jedoch ihr Praktikum anfängt, werden noch einige Monate vergehen. Nach ihrem Abschluss wird sie erst einmal Mutter. Im fünften Monat ist sie schwanger und möchte irgendwann nach der Geburt zu Boss. „Ich bin sehr gespannt darauf, wie es sein wird, industriell zu arbeiten“, sagt sie über ihre Erwartungen. Schließlich hat sie bisher ausschließlich in kleinen, handwerklich orientierten Betrieben gearbeitet. So kann sie sich eigentlich auch ihre Zukunft vorstellen, in einem Atelier irgendwo am Bodensee. Ob ihre Kreationen dann unter ihrem eigenen Label oder mit „Boss“-Aufnähern verkauft werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.